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CTH 398

Citatio: D. Bawanypeck (ed.), hethiter.net/: CTH 398 (INTR 2016-03-31)

Das Ritual des Auguren Ḫuwarlu (CTH 398)

Textüberlieferung

A

A1

KBo 4.2 Vs. I 2 – Rs. III 39

Bo 2025

A2

+ (publ.)1

Bo 8092

A3

+ Unpubl.

Bo 8293

B

KBo 9.126

138/n

A. Vs. II 29-46.

Exemplar A befindet sich auf einer Sammeltafel, auf der zwei Rituale niedergeschrieben sind. An das Ritual des Auguren Ḫuwarlu schließt ein Ritual an, das sich gegen die Sprachlähmung des Großkönigs Muršili II. wendet (CTH 486.C). Die vier Kolumnen bieten jeweils Platz für etwa 70 Zeilen. Das Ḫuwarlu-Ritual endet mit Rs. III 39. Die erste Kolumne und die ersten 35 Zeilen der zweiten Kolumne sind fast vollständig, von weiteren 28 Zeilen sind die Anfänge erhalten. Die Zeilen der dritten Kolumne sind höchstens zur Hälfte bewahrt.

Exemplar B: Auf dem Fragment der vermutlich ebenfalls vierkolumnigen Tafel sind lediglich die Anfangszeichen von 17 Zeilen der zweiten(?) Kolumne erhalten.

Beide Tafeln enthalten junghethitische Niederschriften eines schon früher entstandenen Rituals.

Editionsgeschichte

Die Tafel Bo 2025 kam während der frühen Grabungskampagnen in Boğazköy zu Tage, daher ist ihr Fundort nicht überliefert. E. Forrer erstellte die Autographie nach dem Original und publizierte sie 1920 als KBo 4.2. Die erste Textbearbeitung wurde 1962 von H. Kronasser (Kronasser 1962, 89-107) vorgelegt.

Das Textfragment 138/n wurde während der Kampagnen 1955-56 auf Büyükkale in Gebäude H gefunden; zur Lage der Fundstelle t/15 vgl. die Fundortübersicht in KBo 9. Die Autographie wurde von H. Otten nach der Originaltafel angefertigt und 1957 als KBo 9.126 veröffentlicht. Das kleine Textfragment wurde 2005 von D. Bawanypeck anlässlich der Neubearbeitung von CTH 398 transliteriert und in die Übersetzung einbezogen (Bawanypeck 2005, 21-50, bes. 32 ff.).

Die vorliegende Transliteration und Übersetzung wurde ebenfalls von D. Bawanypeck angefertigt.

Inhaltsübersicht

§ 1

Das Ritual des Auguren [Ḫ]uwarlu richtet sich gegen das Auftreten schrecklicher Vögel, d.h. unheilvoller Vogelorakel (die das Wohl der königlichen Familie gefährden). Für das Ritual werden Nachbildungen dieser Vögel aus Ton angefertigt, mit einer Adler?feder befeuchtet? und in eine Schale gelegt.

§ 2

Zu den weiteren Ritualmaterien gehört ein [Esel] aus Talg, der ebenfalls in eine Schale gelegt wird.

§§ 2-3

Für Analogiehandlungen, die gemeinsam von dem Auguren und einer Ritualexpertin (MUNUSŠU.GI) praktiziert werden, röstet man verschiedene Sämereien und löscht sie mit Wasser.

§ 4

Reinigungsritus mit zwölf Broten und der gleichen Anzahl weiterer Gebäcke, die über Nacht im Palast unter dem Bett des Königspaares platziert werden.

§ 5

Apotropäischer Ritus mit einem Hündchen aus Talg, das verhindern soll, dass Unheil während der Nacht in den Palast eindringt.

§ 6

Reinigung des Königspaares und des Palastes durch einen Ritus mit ašara-Band.

§ 7

Reinigung des Königspaares und des Palastes durch einen Ritus mit roter Wolle. Anschließend übernachten die Ritualexpertin und ein junger Hund im Palast.

§ 8

Reinigung des Königspaares und des Palastes durch einen Ritus mit Seifenkraut, der mit Analogiehandlungen verbunden ist.

§ 9

Reinigung des Königspaares und des Palastes durch einen Ritus mit Lehm des Flussufers, der mit Analogiehandlungen verbunden ist.

§§ 10-12

Reinigung des Königspaares und des Palastes durch einen Ritus mit Teig, der mit Analogiehandlungen verbunden ist.

§ 13

Reinigung durch einen Schwenkritus mit den vorher genannten Ritualmaterien , der mit Analogiehandlungen verbunden ist.

§ 14

Reinigung durch das Schwenken der Schale mit den Tierfiguren und das Schwenken eines jungen Hundes. Fortschaffen des Substituts und der Schadensstoffe.

§§ 14-15

Erneuter apotropäischer Ritus mit dem Hündchen aus Talg, das verhindern soll, dass Unheil in den Palast zurückkehrt.

§§ 16-18

Zu einem Zeitpunkt, der durch Vogelschau bestimmt wird, erfolgt ein Ortswechsel in freies Gelände. Dort werden die verunreinigten Ritualmaterien entsorgt. Sie fungieren zugleich als Opfer für die dämonische Heptade, die den Weg zwischen Gottheit und Königshaus frei machen soll.

§§ 19-22

Verschiedene Versöhnungsopfer (z.B. ein Ziegenbockopfer; auch der junge Hund dient höchstwahrscheinlich als Opfer).

§§ 23-25

Tordurchschreitungsritus: Das Königspaar wird durch das Passieren dreier Tore aus Weißdornstrauch gereinigt.

§§ 25-26

Die Ritualexpertin führt verschiedene (nicht erhaltene) Handlungen auf der reinen Seite des Tors aus. Sie bittet die Sonnengottheit und weitere Götter, das Unheil nicht wieder los zu lassen.

§ 27

Am Fluss finden Reinigungsriten statt. Dann wird der Zeitpunkt für die Dankopfer an den Sonnengott und andere Götter durch eine Vogelschau ermittelt. Das Opfer schließt mit einer nur teilweise erhaltenen Rezitation.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik

1

Ein Foto des Fragments ist in Lorenz J. − Taş I. 2012a, 47 publiziert. Vgl. auch die Umschrift in Taṣ I. 2014, 9-10.


Editio ultima: 2016-03-31






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